2013/01/30

Ist das alles?

Ist das alles was Herrn Ramsauer und unserer Regierung so einfällt? Ist das die Antwort darauf, dass es zunehmend mehr Menschen gibt, die ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad erledigen? Ist das die Antwort darauf, dass ein sich täglich mit dem Rad zur Arbeit bewegender Mitarbeiter eine Einsparung an Gesundheitskosten und Mehrwert für den Arbeitgeber darstellt?

Eine Abwrackprämie hat eine ganze Industrie ein wenig länger am Tropf gehalten, ob dies nachhaltig Sinn macht ist nicht sicher. Das sich auf lange Sicht Produktion von Automobilen in Europa rentabel darstellen lässt ist keinesfalls garantiert, zahlreiche Werksschliessungen sind bereits sicher terminiert, gerade aber durch eine weitere Verlagerung in günstigere Produktionsregionen dürfte sich dies aber weiter fortsetzen. Sicherlich ist ein erhöhtes Verkaufsaufkommen durch mehr Radfahrer in Ballungsräumen irgendwie handzuhaben, ob aber Peitsche statt Zuckerbrot die Lösung sein sollte? Sicherlich fahren in Zukunft auch mehr derer Leute mit dem Rad, die auch als Autofahrer keine Waisenknaben waren. Vielleicht ist es ja statistisch zu begründen bei einem Zuwachs von Radfahrern einen Zuwachs von Verkehrsregelverstössen zu erwarten. Berechtigt wäre eine Erhöhung von Bussgeldern allerdings nur wenn die Verstösse überproportional anwüchsen oder überproportionalen Schaden für die Gesellschaft bedeuteten. Zu beidem lassen sich keine Aussagen noch belastbare Zahlen finden. Es bleibt lediglich der Eindruck eine offensichtlich überraschend wachsende Teilnehmerzahl adäquat zu schröpfen um die Staatskasse aufzubessern, oder eine weiterhin automobilhörige Politikausrichtung zu verfolgen. Beides wäre falsch und letzteres irgendwie auch sinnlos. Wenn sich das Konzept individualen Autobesitzes derzeit schon wandelt und in dieser Form sogar in den Automobilkonzern wahrgenommen, vielmehr sogar berücksichtigt wird und in strategische Ausrichtungen mündet, sollte dies auch in dem Amtstuben der Politik Wahrnehmung finden.

Wo bleiben allerdings die ernsthaften Anstrengungen endlich durch die urbane Brille zu schauen? Ich kann kaum einen Willen ausmachen, ernsthafte Verkehrsplanung mit einer zeitgemäßen Prämisse anzustrengen. Sicher, wir werden Strassen weiter benötigen, der Mensch möchte heutzutage seine Güterversorgung sichergestellt wissen, er erwartet seine online erworbenen Artikel in kürzester Zeit zu erhalten. Wir werden in diesem Land weiterhin versuchen Güter zu produzieren und diese konkurrenzfähig zu halten, wir werden Logistik und Infrastrukturen weiterhin benötigen. Aber wir werden eben auch dieser zusätzlichen Anforderung nach Lebensqualität gerecht werden müssen. Standortattraktivität defniert sich für den Einzelnen zunehmend über unversehrten und selbst erlebbaren Individualraum. Der Zuzug in Richtung Städte war stark und wird sich zumindest nicht umkehren. Nun kommt es darauf an, diese Ballungszentren lebenswert zu halten. Einzelne Städte werden ihre Standortvorteile gegenüber anderen stärker herausarbeiten müssen, wollen sie nachhaltig Steuerzahler an ihre Gemeinden binden. Und ja, ich wage zu behaupten, dies wird zum großen Teil über fahrradfreundliche Verkehrsplanung und attraktive Einbindung von ÖPNVs geschehen können.

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