Einer der wichtigsten Sätze meines Therapeuten: Kinder schulden ihren Eltern nichts. Es vergeht ja kaum ein Tag und keine Woche wo mich das nicht beschäftigt. Das, was damals das "normal" war. Der erste wichtige Schritt war vor Jahren, den Kontakt abzubrechen. Zurückblickend irgendwie intuitiv und um mich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Es hat die Menschen, die mir nahe waren nie wirklich auf der Gefühlsebene interessiert, was diese Zeit als Kind mit mir gemacht hat. Ein gutes Stück weit auch, weil ich gelernt hatte, das zu verstecken. Zum Teil, weil diese Menschen selbst kaum einen stabilen Selbstwert mitbrachten und/oder verlustängstlich geprägt aufgewachsen waren.
Eine dritte und nicht weniger leicht auszuhaltende Ebene ist aber "die Gesellschaft". Menschen, die im weiteren Bekannten- oder Familienkreis verortet waren bis hin zu völlig außerhalb stehenden Personen. Es erzeugt einen wahnsinnigen Druck ein hingesagtes "... aber es ist Deine Mutter/Familie/etc. ..." auszuhalten. Ganz besonders wenn passiv-aggressiv agierende Menschen das in einer subtilen abwertenden Verurteilung verpacken. Ich finde es tragisch, dass diese Menschen selbst nicht anders können als so zu sein. Für das meiste, was mir weitergegeben wurde, gibt es sicherlich Gründe in der Kindheit meiner Eltern. Interessiert hätte es mich ja schon irgendwie - allein es führt kein Weg hin, davon zu erfahren. Weil die Scham über die mütterlichen Schuldgefühle einfach zu mächtig sind.
Bleibt am Ende nur, zu mir selbst so gut und liebevoll zu sein wie es meine Eltern, meine Mutter, es nie sein konnten. Auch wenn das immer wieder alte Wunden aufreißt, weh tut und anstrengt.