Hobby. So richtig passend ist das Wort irgendwie selten. Was ist das eigentlich, wie viele und wie intensiv? Ich kann irgendwie nie wirklich darauf antworten wenn mich jemand nach meinem Hobby fragt. Hobbies? Da ist irgendwie so unheimlich viel was mir Spaß macht, womit ich Zeit verbringen mag.
Ist das zuviel? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass sich über meine drölfzigtausend "Projekte" lustig gemacht worden ist. Ich hab da auch drüber gelacht, aber wenn ich ehrlich bin hat mir das schon ein Stück wehgetan. Ich bin halt neugierig und ich mag Zeug ausprobieren. Dann versuch ich das, so gut wie mir möglich ist, zu verstehen, vorzubereiten und mich dann damit zu beschäftigen. Und es gibt nix schöneres, dabei dann Spaß zu finden.
Die meisten Sachen haben so etwas meditatives, ich schalte dabei ein bisschen ab und vergesse alles ringsum. Ich war neulich Freunde besuchen und während wir beisammen saßen haben wir mit Acrylstiften Dinge bemalt. Das war unheimlich schön und ich hatte ganz vergessen wie sehr gern ich früher gemalt habe. Ich habe ein paar Jahre lang öfter Materialbilder und - collagen auf vieleckigen Formen gemacht, meist irgendwie noch was mit Nachleucht- und/oder Schwarzlichtfarben drauf. Und nie selbst eins für mich behalten. Das möchte ich ändern.
Klar, weil das Moosbild ist ja fertig. Weil mich mein Chef da angesteckt hat. Moos konservieren und in so nem schwülstigen barocken Goldrahmen kleben. Und schon ist wieder ein kleines Projekt dazu gekommen. Ich kann und möchte da aber auch nix gegen tun. Mir hat das viel zu sehr gefehlt, ich hab da viel zu viel aufgegeben von all den Sachen die mir Spaß machen.
Und deshalb sitze ich dann auch mal gern bis in die Nacht an der Nähmaschine. Es wäre ein Klacks, mir das zu kaufen, ein paar Klicks und nach drei Tagen geliefert. Aber irgendwie war da diese Idee von einem Seilsack, am besten so, dass ich meinen Kram da auch noch unterbekomme. Und so fängt dann wie immer ein kleiner Trip im Kopf statt: Material? Zeltplane, diese alten, weichen Stoffe. Oder doch ne Tarnplane, so ne Zeltbahn? Zu militärisch, keines der Tarnmuster ist zu ironisch, vor zwanzig Jahren hätte das vllt noch gepasst, als Camo so überall war. Also doch altes Zelt, verdammt hatte ich mal, dann bei einem der Umzüge ausgesondert, so schönes Grün und Orange. Also dann mal gesucht, ja hey - Pouch hat damals all das hergestellt, und klar dass es jetzt unbedingt das tolle Blau sein muss, wie die Faltboote haben.
Und so kam dann eins zum anderen, ein verregneter Samstagabend, ich und meine Nähmaschine und Podcasts auf den Ohren. Und irgendwann war dann alles so wie es sein sollte. Weil es Reststücke waren ein bisschen wilder Schnitt, aber dafür nix übrig geblieben.
Ich mag die Maschine mittlerweile sehr. Es ist meine vierte und irgendwie genau das, was ich immer gesucht hatte. Die alte DDR - Maschine war zu zickig, das alte Möbelstück mit Tretantrieb zu ausgenudelt und speziell, die billige Haushaltsmaschine zu unpräzise und fragil. Die Toyota ist zwar keine Industrienähmaschine aber orgelt problemlos zehn Lagen Jeans, Cordura oder Leder weg und nimmt eben auch nicht soviel Platz ein. Wenn ich die schon früher gehabt hätte, boah. Was hab ich mich mit der Schlaghose aus Wasserbüffel damals abgerackert. Und so war es ein prima Abend, weil nichts hakte oder klemmte. Mal wieder - einfach nur nähen. Und das Beste - dann alles stehen und liegen lassen und glücklich ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen das Teil packen und mit einer Tasse Tee in der Hand grinsend freuen. Platz für 60m Seil, Schuhe, Gurt und ein Dutzend Exen. Upcycling mit altem Zeltgewebe, Autoanschnallgurt und ein bisschen Klettband. Achja - und nem Pouch-Logo-Aufnäher, der musste sein.
Das Teil wurde mittlerweile ordentlich getestet und für gut befunden - auch wenn mir unterstellt wurde, das doch garantiert irgendwo auf Etsy gekauft zu haben. Mit der Verdächtigung kann ich gerne leben.
Und wenn es dann so ist, dass für jedes gebastelte oder sonst wie fertig gewordene Projektchen ein neues hinzukommt - so what? Solange es mir Spaß und mich glücklich macht...
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