2025/12/19

immer die anderen

Allen anderen die Schuld geben, sich mit Vehemenz in eigener Unfehlbarkeit darstellen, Verantwortung für Konflikte und Dynamiken ausschließlich bei anderen Menschen verorten. 

Warum gerade die Menschen, die genau das allen anderen vorwerfen?

Ich könnte das nicht. Wie hältst Du das aus? Wie schwer fällt Dir ein "Ich bin nicht gut darin...", ein "es tut mir leid..." oder ein "ich war auch unfair..."?

Es dauerte ein paar Stunden neulich, sämtliche Chats, Mails und SMS noch ein Mal zu lesen und zu löschen. Bitter zu lesen - es hat keine Rolle gespielt, ob mir etwas weh tat. Entschuldigungen waren eine Einbahnstraße. Ich habe keine gefunden von Dir.

Habe ich Dir weh getan? Ja! Ist es eklig, auszuhalten, dass man scheiße gemacht hat? Ja

Ich werde nie verstehen, warum Du das nicht kannst. Anerkennen, wenn Du jemanden wehgetan hast. Verantwortung übernehmen, die Scham aushalten und Dich entschuldigen, Dir selber verzeihen.

Ist es auf Dauer nicht belastend, dass immer alle anderen Schuld sind? Schubladen. Schwarz-weiß. Ja/Nein. Immer/Nie. Böse/Gut. Als ob wir nur zwei Zustände sein könnten. Wir schätzen, feiern und lieben an einem Menschen ja nicht alles, genauso wie wir nicht alles ablehnen oder kritisieren. Wir leben in Zwischentönen.

Woher dieses "Austeilen aber nicht Einstecken"? Ist das Angst davor, von anderen Scheiße gefunden zu werden, nicht ok gefunden zu werden? Kritikfähigkeit von allen einfordern, aber selbst nicht aushalten können, dass Du anderen weh tust? 
Ist es einfacher, sich schwurbeligen Insta-Quatsch zur Selbstbestätigung reinzuziehen, bisschen Esoterik, bisschen gutklickende Trendwörter, Horoskop-Feeling? Einfache Antworten für komplexe Fragen? Funktioniert so semi, wenn man sich umschaut.

Augenhöhe einfordern heißt eben auch, die selbst auch einhalten zu können. Jedesmal die gleichen Muster, das gleiche Machtspiel. Ich verletze Dich, Du haust um Dich und tust mir weh, wo es tief geht, dann bin ich wieder dran und zieh meine Nummer durch. Wir hätten dieses Verhalten als gemeinsamen Gegner sehen können, oder uns. Ich hatte keine Kraft mehr für letzteres. Keine Energie mehr für dysfunktionale Dynamiken.
 
Was ist so unmöglich daran für Dich, sich mal ernsthaft mit den eigenen Themen zu beschäftigen, Hilfe zu suchen oder Verantwortung zu übernehmen? Da habe ich mehr von Dir erwartet, mehr erhofft und zugetraut. Aber es ist nicht meine Entscheidung. Ich weiß selbst, dass es nur funktioniert, wenn man das wirklich möchte - Fehler und Muster einzugestehen, Scham aushalten, damit beschäftigen, Hilfe annehmen, die tiefen Wunden heilen, lernen, wachsen.

Zusammen wachsen geht nicht allein.

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