2025/12/18

McJob

 '94, MeckPomm, zwischen "bist du links oder rechts?", dem Entdecken von ungeordneten Freiheiten und Sommern voller Seen, Wäldern und Tekkno. Es gab diese eine Möglichkeit, Geld bar auf die Hand zu verdienen, 10 Mark die Stunde. Dafür musste man gelbe Säcke sortieren, wenn man ne Weile dabei war, in den Nachtschichten Pappe und Papier. Das waren die beliebtesten Schichten. Monoton, die Pappe rauszufischen, oder durchgefärbtes Papier. Deshalb war es immer etwas besonderes, wenn irgendwelche Restbestände, z.T. noch foliert da übers Band kamen. Raufasertapete, Schulblöcke oder - Bücher. Ich habe nie rausgefunden warum die dort landeten. Nagelneu eingeschweißt, meist Paperback. Aber es war der Beginn einer andauernden Reise mit Douglas Coupland. Der Titel Generation X seines damals drei Jahre alten Buches war mir zwar ein Begriff weil irgendwer irgendwo mal drüber geschrieben hatte - aber in den Händen hielt ich es dann erst eines nachts in dieser Halle damals.

In diesem Buch taucht der Begriff McJob auf, für mich damals neu und schonungslos im Kontext der neuen Freiheit wie sie da draußen einer ganze Generation ihre Identität genommen hat. Treuhand, Abwicklung, ABM-Maßnahmen. Ich habe diesen Begriff irgendwie popkulturell verortet und ab und zu benutzt.

Dieser Begriff hat eine neue, persönliche Geschichte bekommen, letztes Jahr. Ich habe Deine Arbeit so genannt. Das war kein gutes Gespräch damals. Es gab vielleicht auch nie eins, was gut hätte werden können über dieses Thema - Arbeit. Ich habe das, was es mit Dir gemacht hat, sehr lange nicht verstanden.

Ich habe nie befristet gearbeitet. Ich habe nie keine Wahl gehabt. Ich habe ungute Jobs jederzeit beenden können, ohne eine Angst vor dem wie weiter? haben zu müssen. Ich bin sehr privilegiert was das angeht. Zum ersten Mal eine Entfristung in Aussicht zu haben nach vielen Jahren aneinandergereihter Unsicherheiten, nach schiefen Strukturen in verschiedenen Systemen. Es ist ein himmelweiter Unterschied. Einer, den ich zu bewerten kein Recht habe.

Ja, in dem Job läuft vieles falsch und manches ist strukturell richtige Scheiße. Da gibt es viele Dynamiken zwischen den dort arbeitenden und mittendrin Dich. Mal mit Frust, mal mit Angst - vor allem vor der Entfristung. Und natürlich auch mit den ungelösten Problemen, sperrigen Umgang mit Kolleg:innen bis hin zu Verletzungen, die niemanden interessieren.

Und dann ist da noch die zweite Ebene. Das Werten, Bewerten und letztlich Abwerten. Habe ich mir gefallen wollen in dem Gedanken, zu wissen wie es geht? Dir zu zeigen, dass Du etwas richtig machen musst, dann klappt das schon? Da kam ein gutes Stück meiner "Großartigkeit" mit der ich so am Kämpfen bin durch und ich habe diese Ebene nicht bemerkt. Diogenes' "Geh mir nur ein wenig aus der Sonne" trifft es vielleicht ganz gut. Du brauchtest keine Ratschläge, keine Klugscheisserei und keine Wertung.

Vielleicht ist es völlig in Ordnung, so wie es ist. Vielleicht entscheidest Du Dich eines Tages, etwas Neues anzufangen.

Ein "egal, was Du vorhast - wenn Du meine Unterstützung willst - die hast Du" hätte gereicht. Das tut mir leid.

(...und doch bricht es mir immer noch das Herz, dieser Moment in dem Du sagtest, dass Du in Altersarmut landen wirst. In mir wehrt sich alles dagegen, das zu akzeptieren.)

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