2016/12/14

fahrstil - der Abschied

Irgendwann bekam ich eine Zeitschrift geschenkt. Ein Fahrradmagazin. Ein Abo. Ich bin ja eher verhalten enttäuscht über dass was man da so im Zeitschriftenladen zum Thema findet. 0815 - Werbemüll. Jeden Monat der gleiche Senf in drölfzig Blättern. Da war es schon sehr erfrischend, aller drei Monate was echtes zum Lesen und Denken in der Post zu haben.
 
Der liebenswert lustige Teil begann, als ich das Abo verlängern wollte. Nach etlichen Versuchen Kontakt über Twitter und Mails zu bekommen hat dann sogar jemand geantwortet. Also auf die Mail. Twitter lebt ja von Interaktion, Aktualität und 140-Zeichen-Pointe. Ähm. Tjoa.

Also. Nachdem es die folgenden zwei Jahre nicht möglich war, das Abo per Bankeinzug zu bezahlen und man dazu jedes Mal wochenlang auf Rückmeldung warten musste war ja klar, dass die Zeitschrift und ihre Inhalte so weit weg vom adäquaten Vertrieb selbiger waren wie ein Elektrorad vom Radfahren. Das hübscheste war ja dann dass die Rechnungen als Papier kamen. Hallo, ernsthaft? IBAN abtippen weil nirgends online aufgeführt?! Kundenbindung? Service? Nun ja, auch das wäre ja noch zu verschmerzen gewesen, wenn dann nicht der inhaltliche Harakiri gekommen wäre.
 
Im Herbst 2015 mal wieder angefragt ob es denn nun endlich ginge per Einzugsermächtigung usw...das übliche Leid. Der Hammer war dann aber, dass die den Webshop über Nacht plattgemacht und die dahinterhängende Datenbank gekillt haben. Alle Kundendaten ungültig. Klar hey, Migration von Datensätzen ist ja echt schwer, so in 2016. Auf meine Rückfrage diesbezüglich wurde dann so im Nebensatz mal erwähnt dass man eh kein Abo mehr anbieten wird.

Wow.

Also mich hat ja der groß angekündigte Schwenk zu wir-erobern-jetzt-die-Welt und machen halb auf English sehr irritiert. Da is erst kürzlich das Privateer flöten gegangen und die wollen allen ernstes im Revier von Rouleur etc wildern? Naja, viel Spaß. Auf der einen Seite die Abo-Kunden wegwerfen und dann so'n move. Entweder Eier oder gaga.

Ich hab's mir nicht verkneifen können, dass die einzigen noch halbwegs rund laufenden Prints ja die mit Abos wären und mal galant auf die Blöd verwiesen, aber sowas is dann ja eh vergebene Liebesmüh.

Und dann war Ruhe. N' einsames Heftchen am Kiosk. So'n Hipster-Berlin-Lückenfüller. Nich Fleisch nich Fisch. Schade. Das letzte Heft lag keine zwei Monate in den Kiosken, da dürften etliche Paletten ins Altpapier retourniert worden sein. Selbst wenn die unten als Stapel schön sichtbar lagen - in der Masse ging das unter, im Abo war es eine Konstante der Vorfreude.

Und nun? Zwei Hefte pro Jahr. Wieder im Abo. Irgendwas in Deutsch/English. Schade. Das hätt was werden können mit uns.

Da lob ich mir doch die kleineren Brötchen die die Fahrradzukunft so bäckt.


Ich bin dann mal Radfahren.

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