Nach ein paar Tagen in den Kalkalpen mit Wandern, Klettern, Spielen, Trinken und großartigem Muskelkater durch ungewohnte Höhenmeter glücklich ob der Begeisterung fürs Klettersteig genießen. Zum Ausgleich dann der Heimweg mit dem Rad. Fast etwas nachlässig in brouter.de geworfene Punkte, bisschen auf die Nebenstrecken gezupft. Melonenfelder nördlich der Donau, goldig glänzender Hafer, Weinberge mit Nutzhanf dazwischen. Ich mag die EU, ich mag Schengen. Die zugedreckten Scheiben der Zollabfertigungsgebäude an der tschechischen Grenze, vor Jahren zugesperrt, ein Platz im nichts.
Die Vorfreude endlich mal durch Tschechien zu fahren wurde nicht enttäuscht. Sonst ja nur fix wegen ein paar Bergen mal über über die Grenze geguckt, war es ein Eintauchen in diese slow-mo-Haftigkeit wie sie einen sofort in den vielen kleinen Dörfern überkommt. Irgendwo eine volle Wäscheleine, ein paar Katzen auf dem Asphalt, das lebendigste sind die vielen Vögel zwischen den Sträuchern. Irgendwo steht ein alter Skoda rum, auf dem Spielplatz die gelb-rot-blau angemalten Klettergerüste - wie damals. Die Welligkeit war eine endlose Abfolge von kleinen Anstiegen und Abfahrten, gerne auch zweistellig in den Steigungsprozenten. Ich glaube es gibt kaum ein friedlicheres Fleckchen. Und auch keine gestressten Autofahrer. Gefühlt hat jede*r die Haustür nicht abgeschlossen, keine Sekunde Bedenken, mich für ein paar Stunden Schlaf in eine Bushaltestelle mitten im Ort in den Schlafsack zu verziehen.
Das alles ist anders hinter der Grenze. Fast hätte ich damals meinen Zivildienst in Bad Schandau gemacht. Es wurde die Ostsee, und es war gut damals, so zu entscheiden. Und heute würde ich keine Sekunde zögern - nicht nach Sachsen, insbesondere nicht in diese Ecke zu gehen. Dunkeldeutschland, Sucksen, Mordor. Klar tut das jedem Menschen, der dort vor Ort etwas gegenhalten will, unrecht. Ich glaube aber, dass die 20?, 25? Prozent Arschlöcher dort einfach eh nicht schnallen, dass sie sich jetzt schon selbst ficken. Entlang der Strecke Pirna, Dresden, Meißen, Riesa bis hoch über Torgau lagen etliche Gewerbegebiete. Immer wieder irgendwelche Firmengelände und -gebäude. Und ich habe noch nie in einem so großen Gebiet permanent so viele Plakate mit Stellenangeboten und Werbung für Ausbildungsplätze gesehen. Ein ganzer Landstrich, der gefühlt völlig verzweifelt um jeden noch so popeligen Lageristen-Job ne quadratmetergroße Plakatierung fährt ist echt am Arsch. Was ist denn deren Plan, wie stellen die sich das vor? Rumpöbeln und sämtliche halbwegs klar denkenden Menschen mit großflächig stabil AFD-Nazis wählen vergraulen? Die werden von der Alterspyramide so derbe zerlegt werden, dass es einfach nur Kopfschütteln verursacht. Ohne Zuzug, ohne Migration wird es dunkel in Dunkeldeutschland. Auf die eine und die andere Art.
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