2013/01/16

No risk, no sun.

Gibt ja Leute die Arbeit als eher gehtso abstempeln. Gibt auch Leute die ohne nicht können und sich dafür aufopfern. Gibt aber sogar auch welche die echt Spass dran haben was zu machen. Ich bin irgendwo dazwischen, daneben oder was weiss ich. Ich hab da irgendwie bis jetzt nie wirklich aus Karrieregeilheit oder so entschieden. Trotzdem ist da mittlerweile was entstanden was Personaler oder Headhunter als perfekten Lebenslauf für eine verantwortungsvollere Laufbahn bewerten. Man müsse dass jetzt ausbauen und entsprechend lenken, dann würde sich da einiges bewegen lassen. Und auch einiges verdienen lassen, von erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteilen mal abgesehen. Ich mein, das macht ja anfangs noch Spass mit solchen Leuten zu reden. Dann kommt irgendwann der Spass durch und man verarscht die ein bisschen und irgendwann ist man nur noch angenervt. Warum?

Der Kram den ich mache um zu leben ist mir erst spät nach der Schule über den Weg gelaufen. Da wollte ich schon längst was anderes machen, aber das war zu dicht an dem was meine Eltern machen dran. Das wäre sicher zum Teil einfach gewesen, vielleicht wäre ich da auch gut drin geworden, aber es wäre vielleicht nicht völlig meins geworden. Deshalb ist es dann irgendwann mit erneuerbaren Energien geworden. Damals gabs noch nicht viele Möglichkeiten in dem Bereich umfassnd zu studieren. Und deshalb kamen die Leute von überall her. Da wurde tüchtig gesiebt, denn auf einmal prallten Hippie-hafte Überzeugungs-Weltretter-Mentalitäten auf alteingesessene Ingenieursrentner und Mathematiksadisten. Aber es wusste ja auch keiner so richtig wie man das angehen soll in der Bildung. Da prescht die Politik los und proklamiert ehrgeizige Ziele für die Energiewende und dann gibts da kaum jemanden der weiss wie man die Leute darauf trainiert. Und deshalb gabs zwar nen richtigen Rundumschlag in der Technik, aber im Detail etwas zu wenig Substanz. Aber das wusste damals noch keiner von uns. Mehr zufällig habe ich dann links und rechts noch Gast-Vorlesungen in den alten Ingenieursdisziplinen mitgenommen, nicht zum schlechtesten.

Und dann stolperst Du mit nem Abschluss in die Arbeitswelt. Vitamin B, Zufall, in einen Mittelständler. Entwicklungsabteilung, euphoriebeladene Truppe und vor der Krise. Mir gings gut, tolle Labore, coole Kollegen, etwas woran ich schon gearbeitet hatte. Es passte erstmal. Irgendwann kamen immer mehr Schaumschläger dazu. Denn das Mutterunternehmen wollte endlich verdienen und hat da erstmal durchstrukturiert. Ich kann das verstehen. Da lief ja auch viel falsch. Da war ein Projektleiter zum Abteilungsleiter geworden den man damit eigentlich eher bestraft hat. Er war ja viel zu sehr das technikverliebte Spielkind. Und er hat das auch selbst nicht wahrhaben wollen. Dafür aber nen Vize bekommen der, noch dazu dass er jünger war als ich, eine absolute Flachpfeife war. Das sich jemand seine Doktorarbeit zusammenklaut war damals sicher schon vorgekommen, nur wer damals schon so plump vorging sich mit wenig Aufwand erwischen zu lassen der war beileibe ein Idiot. Er wurde, wie für gewisse Dinge üblich, ordentlich nach oben gespült. Natürlich um Schäden anzurichten. Das Interessante war zu sehen wie sehr man diesen Erosionsprozess beobachten konnte. Wie die guten Indianer gingen. Wie aus Motivationsbomben so nach und nach resignierte Aussitzer wurden. So nach drei Jahren war ich da fertig. Ich hatte viel gelernt und wollte wieder zurück. In so eine kleine Bude. Mir war das zu Zeiten des Diploms nicht aufgefallen, aber diese erheblich kleinere Firma war in so vielen Dingen einfach gesünder für mich. Klar war  das Risko, dort die Türen zu machen zu müssen irgendwie immer gegeben, aber das alltägliche Frustlevel nährte sich da eher aus inhaltlichen Problemstellungen. Tests klappten nicht sofort, man fand technische Hürden, Prototypen musste überarbeitet werden. Weniger das Posten und Verantwortungen mit Eitelkeiten und Kostenstellen in Einklang stehen mussten.

Es war klar, so eine kleine Bude sollte es wieder sein. Und technisch etwas anderes. Das zu finden durfte etwas dauern. Hat es dann auch. Umziehen war und ist ja eines meiner Lieblingshobbies. Seit 2000 genau elf Umzüge in elf Jahren. Fuck Flexibiliät und so. Die nächste Firma war dann eine frisch gegründete Start-Up-Bude. So gesehen war das noch ein Stückchen mehr Risiko. Noch weniger Struktur und noch weniger Ahnung von der Materie. Dafür Gerangel zwischen den Gründern, hecheln zur nächsten Finanzierungsrunde und ein Chef der sich als hochgradig emphatiebefreit entpuppte. Der war knapp genauso alt wie ich hatte sich bis dato nur in der Theorie bewegt. Das alleine wäre völlig in Ordnung, aber wer mir keine Kompetenz zugesteht und mich bzw. meine Arbeit nicht respektiert, vielleicht sogar noch in Frage stellt, der kann nur verlieren. Mich zum Beispiel. Als ich mich im Urlaub anderweitig vorstellte mündete das in einem Abmahnungsversuch - man hatte allerdings leider übersehen dass ich mich im Urlaub befand. Das Kind war im Brunnen. Kurze Zeit später sollte eine Vergasungstechnologie aufgebaut werden, etwas was mit in meinem Erfahrungsschatz zu finden ist, man schoss eine gequälte Entschuldigung nach. Das Geheule war dann groß, man wollte mir noch alle möglichen Dinge versprechen - allein es hat sich gezeigt dass jeder der damals dort noch arbeitete mittlerweile das Weite gesucht hat. Man kann sich ein Gespür für Personalentwicklung oder Management eben nicht kaufen. Für mich wurde beiden Chefs das Töpfchen zu zeitig weggenommen, sie werden es nie oder nur auf die lange Tour lernen. (Sie haben mich übrigens vor kurzem erneut kontaktiert, ob ich nicht wolle und man hätte, könnte, blablabla)

Der ganze Ritt von dort wegzukommen war dann schon eine verdammt überlegte Kiste. Kleine Firma, andere Technologie, besseres Klima. Nun find das mal von aussen raus und mach Dir im Vorstellungsgespräch ein Bild davon. Bingo. Ein bisschen Hilfe kam vom Headhunter, der die Firma recht gut kannte und der sich eine ganze Weile mit mir bequatscht hatte. Ich würde dem sogar unterstellen, dass er verstanden hat wie ich ticke. Aber das war ja nur ein Teil der Kiste. Zum Glück passte der andere Teil auch. Verantwortung, eine Technologie an die ich glauben konnte (und es immer noch tu), ein richtiges kommerzielles Ding (es ist ja nichts gegen Forschung und Entwicklung zu sagen, aber einen Sinn muss das Ganze dann schon haben) - kurzum, eine Menge Arbeit bei einer Menge Spass.

Klar war da auch nicht alles Eitel Sonnenschein, aber das was hier schief lief konnte man angehen. Da hat mir der Kram von vorher richtig geholfen. Hier und da ein bisschen was strukturieren, an der richtigen Stelle etwas mehr Ernst als Spass, dafür den Spass dann aber auch nicht zu kurz kommen lassen. Diese kleine Bude hatte dann verdammtes Pech von zwei Kunden nicht in der vertraglich vereinbarten Form bezahlt zu werden wie man dass erwarten durfte. 18 Millionen offener Rechnung unsererseits gegen vier Millionen Aussenstände bei Lieferanten, puh... . Ist irgendwie auch eine komische Mentalität da drüben in Asien, so kindlich, so tüdelüüü. Da man aber irgendwann die Reissleine ziehen muss, ging der Laden in die Insolvenz. Ist halt blöd wenn zuviel Arbeit im operativen Geschäft ansteht, dass der strategische Part, Aquise, Kunden beackern und Märkte auftun hinten runterfällt. Das ist passiert. Ein Fehler ist ja nur dann ein Fehler und nicht zu verzeihen, wenn man nicht draus lernt.

Und damit kommen wir zu diesem "no risk, no sun" - ich kann mich jetzt entscheiden. Den Neustart als einer von ganz wenigen mitmachen. Unternehmensanteile, Verantwortung, der ganze Haufen. Oder ich geh in eine andere kleine Firma, etwas was man hanseatisch konservativ aber (oder gerade deswegen) erfolgreich nennt. Ich könnte menschlich in beidem. Aber ich glaub ich bin noch zu jung für die sichere Sache.

Und irgendwer muss es ja machen, das mit der Sonne.

2 Kommentare:

  1. Schön zu lesen, deine Bestandsaufnahme. Viel Erfolg beim Gründen, wünsche ich dann mal.

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  2. thx. ich mag das ja, wenn es an einem selbst liegt ob was dabei rauskommt. ;)

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