2009/06/03

Sternfahrer bedrohen Berlins Lebensader


Ein ganz großes WTF!

"Die Berliner Polizei hat dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) verboten, die Fahrradsternfahrt am kommenden Sonntag über die Stadtautobahn A100 zu führen. Es könne zu einem Verkehrskollaps kommen, begründet die Behörde das Verbot."

Mal abgesehen davon, dass es sich bei der Sternfahrt ja irgendwie um ne Mischung aus Loveparade und Feierlichkeiten ala 60 Jahre Grundgesetz handelt - wie bitte hat Berlin all die anderen Jahre überleben können, wenn an einem Sonntag im Jahr die Stadtautobahn mal für ein paar Stündchen zu war? Oder konnte man sich das nur erlauben, weil es das Backup des damals noch für den Flugverkehr offenen Flughafen Tempelhof gab? Man die Rosinenbomber für den mittäglichen Versorgungsengpass aktiviert hätte?

"Bilder von 250.000 Radfahrern, die die volle Breite der Stadtautobahn nutzen, sollten das Anliegen des ADFC für ein fahrradfreundliches Berlin unterstützen. Und auch für viele Teilnehmer ist das Radeln auf der Autobahn ein wichtiger Grund, bei der Fahrrad-Demo mitzumachen."

Genau. Seit Jahren das gleiche Fahrrad-Codier-und-Verkehrserziehungs-Gedusel seitens der Berliner Polizei. Und trotzdem jeden Tag der gleiche Überlebenskampf, die gleichen Opfer, die gleichen Polizeimeldungen. Aber wenn eine - wenn nicht sogar die eine europa- bzw. weltweit ganz große - Sternfahrt Züge von Tradition trägt, wird die deutsche Beamtenkeule ausgepackt. Erklär das mal nem Touristen aus Moskau, New York oder Bangkok - der Grundtenor dürfte derselbe sein - Unverständnis wie man solch ein fast einmaliges Ereignis derart ramponiert.

Die seitens der Polizei aus Wikipedia zitierten (einerseits toll, das sie Wikipedia mal ernstnehmen, andererseits armselig, nicht gleich die Quelle, die Bundesanstalt für Straßenwesen zu zitieren) 191.400 Autos pro Tag sind doch wohl kaum ein Grund gegen die Sternfahrt, sondern allenfalls für die Sternfahrt. Für mehr Fahrradwege und Fahrradnutzung im Stadtgebiet.

Was ist bloß faul im Staate Berlin, wenn Radfahrer als Verkehrshindernis angesehen werden, wo doch die Zahlen belegen, das die Autobewegungen das Straßennetz zum Bersten bringen?

Man ey, Berlin Du wirst langsam genauso schrullig wie Deine Verwaltung zusehends verkalkt. Nix mehr mit sexy, eher billige Kopie Deiner ehemaligen Coolness.

update

2 Kommentare:

  1. Toller Text, Kompliment. Die Morgenpost schreibt, dass das Verwaltungsgericht gegen die Polizei entschieden hat und es jetzt doch über die A100 gehen darf.

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  2. Yippie. Danke für den Hinweis. Und wenn es Autofahrer gibt, die mit der ADAC-Haltung nicht gaz einverstanden sind - die Einzelfahrscheine gelten als Tagestickets. BVG

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