Es ist nicht alles Pop was zur Pokomm gehört. Schon gar nicht, wenn es im Tresor stattfindet. Vorneweg - ich mag den neuen Tresor nicht sonderlich. Und da wo er früher war fahr ich meist sehr schnell vorbei. Ich hab mir den Laden bis jetzt vielleicht vier- oder fünfmal angeguckt, meist wenn alte Heroen an den Decks zugange waren. Nun ists 2008, die Stadt entledigt sich so langsam Ihrer letzen coolen Läden, macht sich hübsch und steht wohl bald für geordnete Verhältnisse.
Umso erfreulicher die letzte Nacht. Es war geladen zur Iosono-Nacht im Tresor. Iosono sind als Frauenhofer-Ausgründung ein Unternehmen mit - hört, hört - Erfurt-Los Angeles-Connection. Und dieser Laden hat sich auf die Fahnen und uns auf die Flyer geschrieben, mittels Wellenfeldsynthese allerfeinsten abgefahrenen Sound in den Tresor zu bringen. Wie sich das halt für so ein Spin-Off gehört waren alle Masterminds anwesend, auch Karlheinz Brandenburg - einigen Nichtvinylisten da draussen bekannt als Vater des Mp3-Formats. Nach einer etwa halbstündigen Einführung mit einigen Soundschnipseln (Geister, Urwald etc.) wurde dann die Brücke zur Clubanwendung geschlagen und ein paar Ableton-Spuren via Iosono-Pad durch den Raum gejagt. Erinnerten die Urwaldgeräusche noch an Kino und Dolby-Surround-Präsentationen, war das schon eher das, was Dimitri Hegemann eingangs angekündigt hatte - der nächste logische Schritt in der akustischen Weiterentwicklung von Clubanlagen.
Jetzt - unter dem Einfluss von einigen Stunden Beats, durchgetanzt und müde muss ich sagen, das könnte was werden. Vielleicht sogar was grosses. Warum? Ich bin nun schon in einigen Städten und Ländern gewesen und hab mich da ziemlich oft in Plattenläden rumgetrieben. Das wiederum hat zur Folge, dass man sich automatisch mit der örtlichen Clubszene auseinandersetzt. Und da fällt eines sofort auf - Clubs mit herausragenden Anlagen sind immer ganz vorne in den Empfehlungen. Würde ich mir für Berlin ein paar Tips abholen wollen, hieße das im Augenblick, Berghain oder Rechenzentrum. Früher wäre es das E-Werk und auch der Tresor gewesen. Zeiten und Dinge ändern sich, Vorsprünge werden aufgefressen. Mit dem Ergebnis, das über Berliner Clubs in den seltensten Fällen über den Sound berichtet wird. Das könnte sich ändern, wenn....
Wenn genügend Leute sich das ganze in den nächsten Wochen mal anhören gehen, die Mädels und Jungs von Iosono genügend Zeit bekommen, das ganze noch zu optimieren und die DJs etwas mehr Umgang und Routine in der Anwendung des ganzen bekommen. Es ist nicht schlimm, aber man hat es eben gemerkt, das es sich um Neuland für die Auflegenden wie auch die Clubbetreiber handelt. Doch auch hier gilt - Übung macht den Meister. Wenn das System angenommen wird, optimalen Support bekommt und vielleicht noch Technik-Freaks wie Richie Hawtin gewonnen werden, dann kann daraus ne schicke Anwendung für Clubs werden. Und wenn einer sowas hat, gibts auch genug Freaks, die genau das und noch besser in ihrem Laden haben wollen.
Also geht hin und hört Euch die 56 extra installierten Mitten- und Höhen-Speakers an - aber Vorsicht, es könnte sein Ihr wollt das ab dann nur noch so. Lediglich die leckern Häppchen wirds nicht mehr geben:
Achja, ein paar Filmschnipsel schieben sich grad bei Youtube hoch.
PS: Danke an Jonty Skrufff & (Miss Supersexy) Fidelity Kastrow. Auch für die Mix-CD, sie hat es heil bis nach hause geschafft.
#boxed ;)
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