Ein schattiges Plätzchen, Vogelgezwitscher, ab und an brummt ein Insekt vorbei. Das Lesen im Sommer ist ein anderes als in den Monaten der frühen Dunkelheit und unmuggeligen Temperaturen. Der "SuB" wird zwar nicht kleiner weil immer mal wieder spontan was dazukommt, aber über die Zeit vom letzten Sommer bis jetzt sind einige zusammengekommen die bleiben dürfen. Und einige die demnächst mal wieder vertickt werden.
Laurent Petitmangin - Was es braucht in der Nacht
Ich kenne diese Zeitlupenunfallaufnahme, wie jemand radikaler wird aus der Beobachtung einer Familie in der das weggelächelt wurde, ein Stück weit mitgetragen und hinter konservativer Arschlöchrigkeit versteckt. So wie es in den Baseballschlägerjahren fast überall war. Um so beklemmend schöner zu lesen wie tief der struggle geht, dagegen ankämpfen zu wollen, ohnmächtig zu bleiben und doch nicht zu zerreißen. Traurig, tragisch, schön. Bleibt.
Jasmin Schreiber - Mariannengraben
Zwischen Leben und Sterben passt ne ganze Menge Abenteuer, im Kleinen wie Großen. Ein Buch das sehr nach letztem Sommer riecht. Mag's, bleibt
Lewis Howes - The Mask Of Masculinity
Über seinen Podcast drauf gekommen, eine schonungslose Bestandsaufnahme seiner eigenen jahrelang kultivierten red flags und sein Weg hin zu einem besseren Menschen. Ein Buch das mit jedem Kapitel einen neue weitere (wie viele denn noch?!) Tür öffnet hinter der man seinen eigenen Spiegel mal angucken darf. Bleibt.
Florence Given - Women Don't Owe You Pretty
Bämm - so quietschbunt und schrill Florence Given selbst ist, so deutlich sind die Zeilen dieses Buches. Verteilt Ohrfeigen wie Tastaturanschläge beim Schreiben. Bleibt.
John Ironmonger - Das Jahr des Dugong
Wenn ich gefragt werden würde, wer besonders "dicht" zu schreiben vermag, welches Buch fesselt, dass man drei, vier Stunden alles ringsrum vergisst - wäre dies hier ganz vorne dabei, genannt zu werden. Für mich auch ein Abschied, weil es das letzte Mal war mit einem bestimmten Menschen über Bücher zu reden, schreiben. Das Buch darf bleiben.
Lisa Taddeo - three women / drei frauen
Puh, würde ich heute wahrscheinlich eher aus der Hand legen. Bin ich nicht so wirklich rangekommen, hat sich sehr angestrengt angefühlt. Zu laut, zu viele Fragezeichen, zu sehr auf Klischees runtergeschrieben. Darf gehen.
Dami Charf - Auch alte Wunden können heilen
Ich mag ihre Videos und die aufgeräumte Art an dunkle Erlebnisse ranzufühlen. Ein Buch, das eine tolle Hilfe zum selbst bearbeiten ist. Bleibt vielleicht nicht mehr lange, fühlt sich aber prima an, das in den Händen gehabt zu haben als es wichtig war.
Katja Lewina - Sie hat Bock
Für mich eine der Entdeckungen des letzten Jahres, hier liegen ja auch noch ein paar ungelesene Bücher von ihr. Darf unbedingt bleiben, und die nächste Lesung in der Nähe verpasse ich dann nicht, versprochen.
Desmund Shum - Red Roulette
Krasses Buch über ein noch krasseres System. Gibt Einblicke in Abläufe von denen wir nur wenig wissen und ahnen. Auch wenn mich vieles an Korruption und Struktur an meine eigenen Erlebnisse in Asien erinnert hat, ist das hier nochmal ne ganz andere Qualität. Die Unsicherheit welche Perspektive auf dieses Land ich eigentlich einnehme ist nicht kleiner geworden. Weil eher Sachbuch im zeitlichen Kontext wird es aber wohl wieder weggehen.
John Ironmonger - The Whale At The End Of The World
Wie der Dugong, unheimlich dicht erzählt und mindestens genauso eine Reise zwischen Traurigkeit und Hoffnung. Bisschen verliebt. Wird unbedingt bleiben.
Simone Buchholz - Unsterblich sind nur die anderen
Das Segelsexbuch. Was für eine tolle Geschichte. Prima Idee und großartige Bilder. Simone Buchholz ist für mich so'n bisschen "blind kaufbar" gelabelt. Bleibt
Gabrielle Filteau-Chiba - Bis der Fluss taut
Ja, ist ein bisschen kitschy. So what. Es ist kurzweilig, hat ein paar - wenn auch vorhersehbare - Überraschungen und macht tatsächlich Lust auf draußen. Ob die Rollen da jetzt so okay sind oder nicht kann man ja immer noch mal hinterfragen. Bleibt erstmal.
Hervé Le Tellier - Die Anomalie
Ja, bitte mehr sowas lesen! Was, wenn wir alle... Bisschen Matrix, bisschen Krimi. Tolles Buch, bleibt.
AGFW - Technisches Handbuch Fernwärme
Gibt's nicht mehr und wird wohl auch nicht mehr aufgelegt. Steht grundsätzlich nicht viel unbekanntes drin, aber für so'n paar Begrifflichkeiten ganz gut und besonders da, wo man als Verfahrenstechniker mit Fernwärmemenschen die gleiche Sprache finden möchte.
Oana Aristide - Under The Blue
Schade. Ich hatte mir mehr erhofft und bin so gar nicht mit warmgeworden, vllt nach nem Viertel weggelegt und deshalb geht's zu momox.
Amor Towles - Lincoln Highway
Menno, eigentlich hätte da ein spannender Roadtrip, Abenteuer, bisschen Anleihen an Mark Twain oder Jack London zu finden sein können. Langatmig und sich in etlichen Nebensächlichkeiten verlierend. Nicht zu Ende gelesen weil ermüdend. Geht auch weg.
Şeyda Kurt - Radikale Zärtlichkeit
Puh, nicht unbedingt Unterhaltung. Aber zum in sich rein philosophieren und für neue Perspektiven ein prima Buch. Bleibt wahrscheinlich noch ein bisschen.
John Ironmonger - Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Ja, okay. Es könnte vielleicht passieren, dass es irgendwann langweilig wird, das große gleiche Thema weiterzuschreiben. Aber wenn es doch so gut gemacht ist wie hier... Es darf bleiben.