2013/11/04

T.C.Boyle's "San Miguel" - eine Insel, größer als der SpOn-Ozean

Das gute an diesen langen Bahnfahrten ist ja immer lesen zu können wie man es sonst nicht schaffen würde. Diesmal "Hey Nostradamus" noch zu Ende gelesen, sehr beklemmend 'echt' im Kontrast zum neulich verschlungenen "Worst.Person.Ever.". Jedenfalls hatte ich noch "San Miguel" im Rucksack, wohl auch weil ich die 2 Stunden Verspätung fast schon erwartet hatte.

Nun ist das Buch ja keine Kurzgeschichte, enger Schriftsatz, kaum Platz an den Seitenrändern, dünnes papier. Und doch ist es reduziert, eingedampft, destilliert auf alles was nötig ist um diese gewaltigen Bilder aufzubauen. Das konnte man so streckenweise auch schon in "Budding Prospects", "Riven Rock", "Drop City" oder "When the Killing's Done" finden, aber in "San Miguel" baut einem Boyle 'n verdammt großen Film im Kopf zusammen. Und der hält einen auf unspektakuläre, aber fesselnde Weise verdammt fest dabei, zu beobachten wie diese Insel die Menschen und ihre Schicksale formt. Es wäre nicht richtig hier und da "ein paar Monate vorzuspulen" um etwas mehr Blockbuster-Feeling zu erzeugen, jede Zeile hat ihre Bestimmung das ganze Ausmaß des Tragischen einzufangen.

Ich weiss nicht was für ein Buch die Interviewerin gelesen hat oder mit welcher Erwartungshaltung sie das tat. Ein derartig unpassendes, irgendwie bemüht krawalliges Beschweren ob einer Langeweile beim Lesen kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Man muss Boyle ja nicht mögen. Man darf ja auch durchaus Langeweile haben ob eines Buches. Aber man sollte sich dann schon fragen warum die eigene Wahrnehmung so gar nicht zu einem Buch passen mag. Wer zwischen Redaktionsschluß und E-Mails-checken keine Zeit für große Bücher hat muss sich nix abbrechen um ein paar Pixel abzuliefern. Da kommt wenig Konsistenz zusammen. Und das hat das Buch wahrlich nicht verdient. Ich hätte auch noch ein paar Stunden mehr Verspätung akzeptiert.

PS.: Keine Ahnung ob die Übersetzung was taugt.